Johannes von Müller

(Kurzvorstellung des Namengebers des Schaffhauser Zweiges)

Johannes von Müllerbild_joh._von_muller_001.medium.jpg wurde am 03.01.1752 als Pfarrerssohn in Schaffhausen geboren und starb (57-jährig) am 29.05.1809 in Kassel. Seine Schulzeit verbrachte er in Neunkirch und Schaffhausen. Bereits mit 17 studierte er, erzwungen durch seinen Vater, Theologie in Göttingen.

Mit 20 hatte er seine erste Lehrtätigkeit in Schaffhausen; spätere Professuren führten ihn nach Genf und Kassel, und auch an weitere Orte mit jeweils kürzeren Lehraufenthalten. Danach verdiente er sich sein Brot als Bibliothekar und Hofrat in Mainz, als Hofrat in Wien, als Geheimer Kriegsrat in Berlin und zuletzt als Staatssekretär und Bildungsminister in Kassel.

Eigentliche Bestimmung war ihm jedoch die Historie und - für ihn damit zwingend verbunden - ein innerer Auftrag zur Unterstützung seines Vaterlandes in der schwierigen Zeit der Umbrüche und Übergänge (es war ja die Zeit der Französischen Revolution und des Zusammenbruchs der alten Eidgenossenschaft).

Er hatte ehrgeizige Ziele: Er wollte eine „Universalhistorie“ und eine „Geschichte der Schweiz“ schreiben. Die Lebensumstände zwangen ihn jedoch trotz übermässigem Arbeitseinsatz zu Abstrichen (Schaffhausen konnte ihm ja keine Existenz geben und eine Professur in Bern, deren er zur Erarbeitung der Universalhistorie so bedurft hätte, blieben ihm leider versagt. So musste er sich sein Auskommen mühsam in Diensten ausländischer Fürstenhöfe verdienen, ja erbetteln.)

Trotzdem konnte er seine „Geschichten der Schweizerischen Eidgenossenschaft“ in Form von 5 Bänden herausgeben; seine Universalhistorie blieb leider unvollendet. Nach seinem Tode gab jedoch sein Bruder Georg das Werk mit dem Titel „Johannes von Müller, sämtliche Werke“, 24 Bände umfassend, heraus.

Müller war höchst intelligent - eigentlich ein Genie. Er beherrschte sieben Sprachen und konnte in kürzester Zeit Dokumente und Bücher lesen und kannte danach deren Inhalte und Zusammenhänge. Seine Gutherzigkeit wurde oft ausgenützt; etwa vom Herausgeber seiner „Geschichten der Schweiz“ (Boston-Ausgabe 1780) der ihn um seine ganzen Einkünfte geprellt hatte. Er war ein suchender und gottesfürchtiger Mensch. Tagebucheinträge und Briefe zeugen auch von seinem Streben nach Selbsterkenntnis und Selbsterziehung.

Mit 30 Jahren muss er - verursacht durch krankheitsbedingtes Fieber, aber bei vollem Ich-Bewusstsein - etwas erlebt haben das ihm danach einen anderen Umgang mit sich selbst und der Geschichtsforschung ermöglichte; Willy Stokar beschrieb es in seiner Müller-Biografie als „Meisterweihe“.

Arbeitsweise: Sein all-morgendliches Bibelstudium zeigt seine regelmässige kontemplativ-meditative Versenkungspraxis - erst dann ging er zu den Tagesgeschäften über. „Komponieren“ sagte er zu folgendem Vorgehen; Zitat: „Ich habe meine eigene Art. Erst wird alles aufs genaueste studiert; dann hebt sich der Geist; mein Bewusstsein verliert sich, um mich in die Zeit hineinzufühlen.“

Würdigungen Müllers (eine Auswahl):grabmal_mueller.medium.png

Herder bezeichnete ihn als; Zitat: „erster Priester der Historie“.

Steiner spricht im Vortrag vom 24.09.1922; Zitat: „Es ist ein Stil – man möchte sagen – wie wenn ein Engel sprechen würde.“ und etwas später „…in einem solchen Stil geschrieben, der nicht dieses beleidigend Objektive eines jetzigen historischen oder naturwissenschaftlichen Stiles hat, sondern der etwas von dem hat, woran man sieht: es gehen elementare Naturkräfte durch den schreibenden Menschen hindurch und sein Stil ist aus dem Kosmos, aus dem Universum heraus geschrieben“.

Schiller erwähnt ihn sogar in seinem Tell-Drama im 5. Akt; da lässt er Stauffacher sagen; Zitat: „Es ist gewiss. Bei Bruck fiel König Albrecht / Durch Mörders Hand – ein glaubenswerter Mann, / Johannes Müller, bracht es von Schaffhausen.“

Auf seinem Schaffhauser Denkmal in der Promenade stand früher einmal: „Nie war ich von einer Partei, sondern für Wahrheit und Recht, wo ich’s kannte.“

Auf seinem Grabmal in Kassel steht: „Was Thukydides Hellas, was Tacitus Rom, das war er seinem Vaterlande.“

Ehrend wurde er auch „Retter der Schweiz“ genannt.